Browse results
Die von Dmowski 1897 begründete „Nationaldemokratische Partei” hatte großen Einfluss auf die Gestaltung der politischen Landschaft Polens nach 1918. Ihr Gedankengut wirkte auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter und hat seit 1989 einen neuen Aufschwung erfahren, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Die Textauswahl umfasst u.a. Dmowskis ideologisches Hauptwerk, die „Gedanken eines modernen Polen” von 1903 sowie „Deutschland, Russland und die polnische Frage” von 1908, in dem Dmowski seine geopolitische Konzeption entfaltete. Von den Schriften aus der Zeit nach dem Ende des 1. Weltkriegs verdeutlicht der Text „Kirche, Nation und Staat” sein Verhältnis zur Rolle der katholischen Kirche in der polnischen Nation. Erhellend für Dmowskis Blick auf Deutschland, aber auch seinen Antisemitismus, ist der Essay „Der Hitlerismus als nationale Bewegung“ (1932). Die Quellentexte werden mit Erläuterungen versehen und dem Band wird eine ausführliche Einleitung vorangestellt.
Schriftsteller, NS-Funktionär, Kriegsberichterstatter, Drehbuchautor: Der Südtiroler Anton Graf Bossi-Fedrigotti (1901–1990) kletterte die Karriereleiter im nationalsozialistischen Deutschen Reich weit nach oben. Als Angehöriger des österreichisch-südtirolischen Adels wurde er 1918/19 zum desillusionierten Kriegsverlierer, später vom italienischen Soldaten zum engagierten Nationalsozialisten und einflussreichen Vermittler zwischen Südtirol und der NSDAP. Nach seiner Flucht aus Italien 1928 wurde ihm seine Heimat Südtirol ein „urdeutsches Land“, dessen Geschichte er literarisch für völkisch-ideologische Zwecke instrumentalisierte. Früh wechselte er auf die erfolgversprechende Seite und diente sich höchsten NS-Vertretern an. Als Kriegsberichterstatter des Auswärtigen Amtes erlebte er den Zweiten Weltkrieg an verschiedenen Fronten und beteiligte sich aktiv am rasseideologischen Vernichtungskampf. 1945 bedeutete kein Karriereende für Bossi-Fedrigotti: Ein dichtes Netz aus Weggefährten, NS-Sympathisanten und rechtsextremen Verlagen fing ihn auf. Vom Land Tirol mit einem Orden geehrt, publizierte er bis 1990 ideologisch belastete Texte – darunter nicht wenige für Kinder und Jugendliche.
Die erste fachübergreifende Ideengeschichte Rumäniens vermittelt anhand von Denkströmungen, Persönlichkeiten und Kulturpublizistik ein besseres Verständnis auch aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen. Madalina Diaconu behandelt für den Zeitraum seit dem Beginn der Moderne bis in die Gegenwart die anhaltende Kontroverse zwischen prowestlicher Modernisierung und Traditionalismus, die Mythen der rumänischen Geschichte, Orthodoxie und Nationalismus, die Kulturpolitik während des Kommunismus, die Selbstsuche nach 1989 und dem EU-Beitritt von 2007. Auch andere in Rumänien lebende Ethnien sind berücksichtigt. Klar geschrieben, informativ und basierend auf Quellen aus erster Hand ist der Band unverzichtbar für alle, die an Rumänien im europäischen Kontext interessiert sind.
Thomas Rohkrämer wirft den kritischen Blick des Historikers auf den Philosophen Martin Heidegger. Es geht in diesem Buch weder darum, Heidegger ein weiteres Mal als ewigen Nazi zu zeigen, noch als Großphilosophen, dessen Erkenntnisse und Irrtümer gleichermaßen grandios waren.
Rohkrämer schildert Heidegger vielmehr als Mann seiner Zeit, der sich als rechts eingestellter Intellektueller seismographisch oder sogar opportunistisch auf die jeweilige politisch-kulturelle Lage einstellte. Die Biographie zeichnet das Leben eines Intellektuellen, der seiner Stilisierung als unabhängige politische Stimme nicht gerecht wurde, sondern von den Gemeinplätzen seiner Zeit zutiefst geprägt war – was gerade seine charismatische öffentliche Wirksamkeit von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus bis weit in die Bundesrepublik hinein erklärt.
Andreas Oberdorf stellt mit Demetrius von Gallitzin eine bisher weitgehend unbekannte Gestalt der deutsch-amerikanischen Bildungsgeschichte in den Mittelpunkt seiner Studie. Aufgewachsen und erzogen im Fürstbistum Münster, das im späten 18. Jahrhundert von einer Katholischen Aufklärung geprägt wurde, reiste Gallitzin 1792 in die Neue Welt. Von dieser Bildungsreise in die Vereinigten Staaten von Amerika kehrte er nicht zurück, sondern wurde Priester und wirkte fast ein halbes Jahrhundert als Missionar, Pfarrer und Publizist in den westlichen Gebieten Pennsylvanias. Die Rekonstruktion seiner Lebensgeschichte, die Auswertung seiner Briefe und Schriften bettet der Autor in die dichten Kommunikationsnetze des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts ein. So erschließen sich neue Erkenntnisse zu den transatlantischen Dimensionen der Katholischen Aufklärung als Reform- und Bildungsbewegung.