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Andrzej Friszke und Antoni Dudek sind nicht nur namhafte polnische Historiker, sondern auch Zeitzeugen und scharfe Beobachter der aktuellen politischen Entwicklung ihres Landes. Mit dem Schwerpunkt auf Politik- und Sozialgeschichte geben sie einen Überblick über die Geschicke des Landes, beginnend mit der Zeit der deutschen Besatzung Polens, und die Etablierung des kommunistischen Systems. Die Rolle der Opposition und der katholischen Kirche in der Volksrepublik, die Entstehung der Gewerkschaft „Solidarność“ (an der Friszke aktiv beteiligt war) sowie die politische Transformation seit 1989 werden breit behandelt. Besonderen Wert gewinnt das Buch durch die Berücksichtigung der zeithistorisch bislang kaum erfassten 2000er Jahre.
Andrea Hopp betrachtet Johanna, Marie und Marguerite von Bismarck als adelige Akteurinnen aus drei Generationen und wirft ein Licht auf bislang unbeachtete Machtstrukturen in der Familie. So unterschiedlich die drei mit den ihnen zugedachten Rollen umgingen, so einig waren sie sich in ihrem elitären Selbstverständnis, das sie mit ihrem Ehemann, Vater und Schwiegervater teilten. Die Verteidigung hergebrachter adeliger Vorrechte gegen die modernen bürgerlich-liberalen Kräfte erachteten sie daher als zentrale Aufgabe. Insbesondere als emotionale Bezugspersonen wirkten sie sowohl auf den Politiker als auch auf die nachfolgenden Familiengenerationen ein. Nicht zu unterschätzen ist daher auch ihr Einfluss auf die Bewahrung des politischen Vermächtnisses des ersten deutschen Reichskanzlers.
Daneben beschäftigte er sich mit der Kunstgeschichte und stand in Kontakt mit ausübenden Künstlern wie den Nazarenern in Rom. In diese Zeit fallen auch politische Arbeiten und die fortdauernde Suche nach einer passenden Anstellung. Schlegel bemüht sich sowohl publizistisch, durch sein Engagement gegen Napoleon und für den Vatikan, als auch durch seine Vorlesungen in Wien Anschluss zu finden. Dorotheas Briefe sind geprägt von den Wirren und Sorgen der Napoleonischen Kriege. Sie unterstützt ihren Mann bei seinen publizistischen Tätigkeiten.
Die neue Edition der Schriften zur Sprachwissenschaft Wilhelm von Humboldts zielt darauf ab, die erst in den 1990er Jahren wiederentdeckten, verschollen geglaubten Nachlasspapiere Wilhelm von Humboldts zu edieren. Das Baskische war für viele Jahre ein wichtiger Forschungsgegenstand Humboldts. Die erste große Beschäftigung mit einer nicht-indogermanischen Sprache und die Kontakte mit frühen baskischen Grammatikern, Literaten und Intellektuellen führte dazu, retrospektiv diese Episode seines Lebens als die der Herausbildung sprachwissenschaftlichen Denkens zu bezeichnen. Er plante ein großes dreibändiges Baskenwerk. Der nun vorgelegte dritte Band rekonstruiert die Genese seiner einschlägig sehr intensiv rezipierten und diskutierten Schrift zur Stellung des Baskischen im vorrömischen Spanien und im alten Europa.
In der auf den Ruinen der Oktoberrevolution entstandenen georgischen Republik galt Deutschland als Repräsentant der europäischen Zivilisation. Georgische Nationalisten hatten schon seit 1914 mit den militärischen Stellen Deutschlands zusammengearbeitet, um einen Aufstand gegen Russland im Kaukasus zu inszenieren. Nach der Machtübernahme der Bolschewiki in Russland unterstützte die politische Elite Georgiens die Abspaltung von Moskau und eine deutsche militärische Intervention in Georgien, um die Jungtürken ebenso wie die Bolschewiki zurückzuhalten. Für Berlin stellte die Annäherung an Tiflis eine Voraussetzung für seine orientalischen Bestrebungen dar. Giorgi Astamadze analysiert erstmals vertieft die Verhältnisse im Südkaukasus während dieser Zeit.
Nach der Niederlage im März 1848 suchte die neue preußische Regierung – großbürgerlich und reformadlig geprägt – die Revolution mit einer konstruktiven, modern ausgerichteten Reformpolitik zu überwinden. Es war kein Staatsstreich, sondern eine mit der Volksvertretung nachgeholte Vereinbarung, mit der sie die konstitutionelle Monarchie in Preußen einschließlich bürgerlicher Grund- und Freiheitsrechte durchsetzte. Eine preußisch-deutsche Lösung der nationalen Einheitsfrage sollte der zweite Schritt sein, die Revolution zu überwinden. Mit ihrer deutschen Bundesstaatsperspektive scheiterte sie 1849/50 an den Linken und vor allem an der Übermacht der rechten Widersacher, zu denen faktisch auch der eigene König gehörte.
Konrad Canis, wohl einer der besten Kenner der Geschichte Preußens im 19. Jahrhundert, deutet in seinem neuen Buch das Verhältnis der Akteure und politischen Kräfte zur Revolution neu, indem er die inneren Widersprüche und unterschiedlichen Interessen souverän analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Bild von Preußen als Hort der Gegenrevolution einer differenzierteren Einschätzung weichen muss.
Die Autorinnen und Autoren spüren diesen Entwicklungen auf unterschiedlichen Feldern nach. Sie fragen nach Entstehungsbedingungen, Widersprüchen und Beharrungskräften. Schließlich war der Wandel keine konfliktfreie Erfolgsgeschichte. Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben musste von den Betroffenen häufig erst erstritten werden. Regional und transnational vergleichend nehmen die Beiträge die Heimerziehung und die Jugendhilfe, die Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen, die Psychiatrien sowie den Umgang mit Strafgefangenen, Obdachlosen und Suchterkrankten in den Blick. Damit eröffnet der Band erstmals einen systematischen Überblick über das „Ende der Anstalten“ seit den 1970er Jahren.