Browse results

Entziehungsformen, Solidarität, Verfolgung
Volume Editors: and
Deserteure der Wehrmacht und der Waffen-SS brachen im Zweiten Weltkrieg mit dem NS-Staat. Sie überschritten in vielfacher Weise Grenzen: Normen der Militärjustiz und militärisch-maskuliner Werte, territoriale Sperranlagen und Frontlinien, ideologische Feindbilder, ethnische Hierarchien und Sprachbarrieren. Desertieren war mit der Suche nach Zuflucht und Aufnahme, Amnestie und Anerkennung verbunden. Dabei bewegten sich Deserteure in politisch-sozialen Rahmen, formuliert von Partisanen, Alliierten, neutralen Staaten und schließlich von den Nachfolgestaaten NS-Deutschlands. Der politische Streit um die Deserteure endete vor 15 Jahren mit einer umfassenden Rehabilitierung. Die Beiträge des Bandes rekapitulieren diesen Prozess mit aktuellen Forschungen. Sie richten den Blick auf bislang wenig beachtete Aspekte, etwa dass ein Großteil der Deserteure nichtdeutscher Herkunft war und aus annektierten und besetzten Gebieten stammte, sowie auf die Rolle von Helferinnen und Helfern.
Konzepte, Kodizes, Konflikte
Warum bildete sich im Deutschen Kaiserreich die Vorstellung einer "Mitteleuropäischen Zeit" (MEZ) heraus? Wieso kam es hier 1916 erstmals zur Verordnung einer "Sommerzeit"? Welche Erfahrungen wurden mit dem "Achtstundentag" gemacht? Und bis zu welchem Grad orientierten sich die Menschen überhaupt an offiziellen Vorgaben abstrakter Zeit? Diesen und weiteren Fragen geht Caroline Rothauge auf einer breiten Quellenbasis sowie unter Berücksichtigung transnationaler Wechselbeziehungen und technisch-materieller Aspekte nach. Ihre Studie zeigt, dass temporale Aushandlungsprozesse in Deutschland zwischen 1879 und 1919 höchst dynamisch und konfliktreich waren. Sie mündeten nicht in einer standardisierten Form der Zeitordnung, sondern führten – paradoxerweise – zu einer weiteren Pluralisierung von Zeiten. So bietet Rothauges Buch einen nuancierten Blick auf das Deutsche Kaiserreich, ein 'langes' 19. Jahrhundert und die '(Hoch-)Moderne'.
Forms and Varieties
This innovative book explores the complexities and levels of resistance amongst the populations of Southeastern Europe during the Second World War. It provides a comparative and transnational approach to the histories of different resistance movements in the region, examining the factors that contributed to their emergence and development, their military and political strategies, and the varieties of armed and unarmed resistance in the region. The authors discuss ethical choices, survival strategies, and connections across resistance movements and groups throughout Southeastern Europe. The aim is to show that to properly understand anti-Axis resistance in the region during the Second World War historians must think beyond conventional and traditional national histories that have tended to dominate studies of resistance in the region. And they must also think of anti-Axis resitance as encompassing more than just military forms. The authors are mainly scholars based in the regions in question, many of whom are presenting their original research for the first time to an English language readership. The book includes contributions dealing with Albania, Bulgaria, Bosnia-Herzegovina, Croatia, Greece, Montenegro, Macedonia, Romania, Serbia and Slovenia.
Katholischsein und die Abschaffung der staatlichen Konfessionsschulen in Rheinland-Pfalz (1963–1973)
Author:
Das Buch untersucht den Wandel des Katholizismus in der Bundesrepublik und fragt nach seinen Beiträgen zur postmodernen Gesellschaft: Was kommt nach dem Milieu? Wie werden die Veränderungen politisch gestaltet, wie (er-)leben sie die Menschen? Welche semantischen Verschiebungen, welche spezifischen Handlungsweisen und welche emotionalen Erfahrungen sind in diesem Zusammenhang von Bedeutung? Im Blick steht das vermeintlich rückständige Rheinland-Pfalz, als Brennglas dient die schrittweise Aufhebung der staatlichen Konfessionsschulen. Eindrucksvoll wird deutlich, dass gängige Zuschreibungen vom "Sog der Säkularisierung" oder der "Kirche im Gegenwind" schnell ins Leere laufen. Es werden viele Abschiede ausgerufen, aber nicht überall gibt es auch einen. Die ersten sehnen den Wandel herbei, die zweiten bekämpfen ihn erbittert, den dritten ist er egal. Nicht wenige können keinen Wandel erkennen und einige versuchen ihn zu nutzen, um dem Althergebrachten zu neuem Glanz zu verhelfen.
Wissenschaftliche Zugänge zur Begegnung der abrahamitischen Religionen
Editor:
Der interreligiöse Dialog kann in weltanschaulich pluralen Gesellschaften wesentlich zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen. Dabei steht vor allem der trilaterale Dialog zwischen Jüd*innen, Christ*innen und Muslim*innen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Freilich verbinden sich mit diesem Dialog höchst heterogene Verständnisse, Interessen und Ziele. Religiöse Menschen verbinden mit dem interreligiösen Dialog andere Vorstellungen als gesellschaftliche oder politische Akteure. In diesem Band widmen sich international renommierte Wissenschaftler*innen dem interreligiösen Dialog aus inter- und transdisziplinärer – d.h. theologischer, historischer, religions-, sozial- und bildungswissenschaftlicher sowie praktischer – Perspektive und loten die Komplexität des Phänomens, die mit ihm verbundenen Probleme, wie z.B. Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, sowie dessen Möglichkeiten und Grenzen aus.
Eine Generation nach Christopher Brownings Ordinary Men
Wie war der Holocaust möglich? Was ließ „ganz normale Männer“ zu Massenmördern werden? Die historische Analyse demokratischen Zerfalls kann Ausgangspunkt für die Erkenntnis ebensolcher Gefährdungen in heutigen Gesellschaften sein. Die Debatte um Täterschaft wurde vor einer Generation mit Christopher Brownings „Ordinary Men“ wirkungsmächtig. Deutungskämpfe auch um Kategorien wie Kollaboration, Raum und Geschlecht waren indes kein rein deutsches Thema und sind in west-, mittel- und osteuropäischen Staaten aktueller und umkämpfter als je zuvor. Denn Brownings Impuls war nicht nur auf die historische Forschung fokussiert, sondern auch auf gesellschaftliche Debatten um Verantwortung und ethische Konsequenzen für die nachfolgenden Generationen. Die Beiträge behandeln neue Ansätze zur Holocaustforschung, polizeilicher Täterschaft im Nationalsozialismus, ihre aktuellen gesellschaftspolitischen Lesarten und umkämpfte historische Bewusstseinsbildungen in multiethnischen Gesellschaften heute.
Akteure, Modelle, Wahrnehmungen (1786-1918)
Der vorliegende Sammelband vereinigt Vorträge einer internationalen Tagung an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Herbst 2021, die ausgehend von der preußischen Monarchie in vergleichender Perspektive europäische Monarchien auf dem Weg in die Moderne beleuchten. Die Beiträge widmen sich vornehmlich dem Hof als Institution unter den Aspekten der Funktion und symbolischen Kommunikation. Neben dem preußischen Beispiel geht es um Höfe der multinationalen Habsburgermonarchie, der Königreiche Bayern, Italien und Schweden sowie um den Hof Napoleons III. und den Kaiserhof in Japan. Ebenfalls kritisch diskutiert werden eventuelle Integrationsleistungen der Monarchien wie sie sich unter anderem in Konzepten neugestalteter Schlösserlandschaften bzw. in der Reisetätigkeit von Monarchen und Prinzen zeigten. Dem allen vorangestellt sind, eingebettet in die Hofforschung seit Norbert Elias, empirisch basierte Aussagen der althistorischen und frühneuzeitlichen Hofforschung.
NS-Zwangsarbeit aus sowjetischer Perpektive. Ein Beitrag zur Oral History
Series:  FOKUS, Volume: 8
Author:
60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges beantworten ehemalige sowjetische NS-Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter Fragen zu ihrem erschütternden Schicksal einer doppelten Unrechtserfahrung: schuldlos schuldig unter den Nazis, dann unter den Sowjets. Die Analyse nähert sich aus unterschiedlichen Perspektiven diesen einzigartigen Interviews. So wird ersichtlich, wie der diskursive Hintergrund von 60 Jahren Geschichtspolitik die Erinnerungen der „Ostarbeiter“ prägte. Der Genderaspekt stellt besonders die Erfahrungen der Frauen heraus. Es geht aber auch um Emotionen und körperliche Erinnerung. Und zuletzt wird nach den Ressourcen gefragt, die diese Menschen durchhalten ließ. „Stigma und Schweigen“ – der Titel verweist dabei auf ein zentrales Ergebnis der Studie, das eine erschreckende Kontinuität von Sowjetzeiten bis ins heutige Russland aufzeigt.
Ernst Paraquin war Generalstabsoffizier im deutschen Heer des Ersten Weltkriegs. 1917 wurde er dem türkischen Heer attachiert und tat Dienst zunächst an der Front gegen die Engländer in Mesopotamien (Irak) und 1918 bei der türkischen Armee im Kaukasus. In den 1940er Jahren har er seine Erinnerungen daran aufgeschrieben, die jedoch unveröffentlicht blieben. Das Manuskript gelangte 1945 als Beutegut in die Sowjetunion und liegt heute in der Lomonossow-Universität Moskau. Die Erinnerungen werden 2023 in russischer Übersetzung in Moskau erscheinen. Das deutsche Original escheint gleichzeitig, aber separat, in Deutschland.
Der durch einen kritischen Apparat mit editorischen Anmerkungen erweiterte Briefband präsentiert erstmalig die gesamte Korrespondenz zwischen Friedrich und Dorothea Schlegel in authentischer Textgestalt.
Friedrich Schlegel war eine prominente Figur im „Einzug der Romantiker in Wien im Jahr 1808“. Die Korrespondenz beleuchtet die 8-monatige Teilnahme am Krieg gegen Napoleon als k. k. Hofsekretär bei der Armee-Hofkommission im Stab des Erzherzogs Carl und damit die Wende in die politische Publizistik, als Redakteur der ‚Oesterreichischen Zeitung‘ (Armeezeitung) sowie des nachfolgenden ‚Oesterreichischen Beobachters‘, und schließlich die argwöhnisch erteilte Bewilligung seiner „Vorlesungen über die neuere Geschichte“ an der Wiener Universität im Jahr 1810.
Die intensiven Briefe der indessen in Wien auf sich geworfenen Dorothea Schlegel bieten in ihrer Schilderung der Inkludenz eines verlassenen, desorientierten Bürgertums im besetzten Wien beeindruckende Zeitzeugnisse.