Browse results
Andrea Hopp betrachtet Johanna, Marie und Marguerite von Bismarck als adelige Akteurinnen aus drei Generationen und wirft ein Licht auf bislang unbeachtete Machtstrukturen in der Familie. So unterschiedlich die drei mit den ihnen zugedachten Rollen umgingen, so einig waren sie sich in ihrem elitären Selbstverständnis, das sie mit ihrem Ehemann, Vater und Schwiegervater teilten. Die Verteidigung hergebrachter adeliger Vorrechte gegen die modernen bürgerlich-liberalen Kräfte erachteten sie daher als zentrale Aufgabe. Insbesondere als emotionale Bezugspersonen wirkten sie sowohl auf den Politiker als auch auf die nachfolgenden Familiengenerationen ein. Nicht zu unterschätzen ist daher auch ihr Einfluss auf die Bewahrung des politischen Vermächtnisses des ersten deutschen Reichskanzlers.
In der auf den Ruinen der Oktoberrevolution entstandenen georgischen Republik galt Deutschland als Repräsentant der europäischen Zivilisation. Georgische Nationalisten hatten schon seit 1914 mit den militärischen Stellen Deutschlands zusammengearbeitet, um einen Aufstand gegen Russland im Kaukasus zu inszenieren. Nach der Machtübernahme der Bolschewiki in Russland unterstützte die politische Elite Georgiens die Abspaltung von Moskau und eine deutsche militärische Intervention in Georgien, um die Jungtürken ebenso wie die Bolschewiki zurückzuhalten. Für Berlin stellte die Annäherung an Tiflis eine Voraussetzung für seine orientalischen Bestrebungen dar. Giorgi Astamadze analysiert erstmals vertieft die Verhältnisse im Südkaukasus während dieser Zeit.
Nach der Niederlage im März 1848 suchte die neue preußische Regierung – großbürgerlich und reformadlig geprägt – die Revolution mit einer konstruktiven, modern ausgerichteten Reformpolitik zu überwinden. Es war kein Staatsstreich, sondern eine mit der Volksvertretung nachgeholte Vereinbarung, mit der sie die konstitutionelle Monarchie in Preußen einschließlich bürgerlicher Grund- und Freiheitsrechte durchsetzte. Eine preußisch-deutsche Lösung der nationalen Einheitsfrage sollte der zweite Schritt sein, die Revolution zu überwinden. Mit ihrer deutschen Bundesstaatsperspektive scheiterte sie 1849/50 an den Linken und vor allem an der Übermacht der rechten Widersacher, zu denen faktisch auch der eigene König gehörte.
Konrad Canis, wohl einer der besten Kenner der Geschichte Preußens im 19. Jahrhundert, deutet in seinem neuen Buch das Verhältnis der Akteure und politischen Kräfte zur Revolution neu, indem er die inneren Widersprüche und unterschiedlichen Interessen souverän analysiert. Dabei zeigt sich, dass das Bild von Preußen als Hort der Gegenrevolution einer differenzierteren Einschätzung weichen muss.
Die Autorinnen und Autoren spüren diesen Entwicklungen auf unterschiedlichen Feldern nach. Sie fragen nach Entstehungsbedingungen, Widersprüchen und Beharrungskräften. Schließlich war der Wandel keine konfliktfreie Erfolgsgeschichte. Das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben musste von den Betroffenen häufig erst erstritten werden. Regional und transnational vergleichend nehmen die Beiträge die Heimerziehung und die Jugendhilfe, die Versorgungsstrukturen für Menschen mit Behinderungen, die Psychiatrien sowie den Umgang mit Strafgefangenen, Obdachlosen und Suchterkrankten in den Blick. Damit eröffnet der Band erstmals einen systematischen Überblick über das „Ende der Anstalten“ seit den 1970er Jahren.
Gerhard Wiechmann hat sich auf die Suche nach dem Ursprung des medialen Phantoms gemacht – und Unerwartetes entdeckt. Die Karriere der Geschichte von den „Nazi-UFOs“ ist eine sehr deutsche Angelegenheit, die in der jungen Bundesrepublik maßgeblich vorangetrieben wurde. Ausgerechnet die Bundeswehr trug dazu bei, den Mythos zu legitimieren. Über akribische Recherchen werden die Personen, Presseorgane und TV-Sendungen identifiziert, die das Thema von Zeitungsmeldungen der 1950er Jahre bis in die Gegenwart fortschrieben. Entstanden ist eine ebenso spannende wie nachdenklich machende Geschichte über die Entstehung von „fake news“ im analogen Zeitalter.
Communist theory was supposed to lead to a classless society that would thereby overcome nationalism, imperialism, violence, and eventually war itself. Regardless of the theoretical assumption that a communist utopia would end wars forever, communism very often related to war, not only in a theoretical sense, but also in the actual historical process. How communist theorists interpreted war, argued for or against it and tried to sanction the use of violence in the name of a communist utopia are questions for this anthology about an “unnatural interrelationship”. At the same time, the contributions of this volume take a closer look at violent responses against communism during the 20th century.
Mark Edward Ruff untersucht die heftigen Kontroversen über das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem NS-Regime, die in der Bundesrepublik zwischen 1945 und 1980 ausbrachen – etwa über Rolf Hochhuths Schauspiel „Der Stellvertreter“ von 1963. Er beleuchtet dabei, warum diese kulturellen Gefechte so viel Kraft kosteten, die Schlagzeilen beherrschten, Klagen vor Gericht auslösten und zum Einschreiten von Außenministerien führten. Nach Ruff waren diese Kontroversen über die Beziehung zwischen Kirche und Nationalsozialismus oftmals Stellvertreterkriege um die Positionierung der Kirche in der „modernen“ Welt – in der Politik, internationalen Beziehungen und den Medien. Im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzungen standen in den meisten Fällen Konflikte, die durch die gestiegene politische Bedeutung des Katholizismus und die Integration katholischer Bürgerinnen und Bürger in die Mitte der Gesellschaft ausgelöst wurden.