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Am Hof fielen auch in Polen-Litauen die Verwaltung des herrscherlichen Haushaltes und damit auch dynastischer Interessen sowie Teile der Verwaltung des Herrschaftsverbandes zusammen. Im Spannungsfeld zwischen den politischen Ansprüchen der Ständeversammlung des Sejms und den Interessen des Monarchen entspann sich in Hinblick auf die Außenbeziehungen damit ein Handlungsfeld, dessen Analyse einen Blick auf das Funktionieren europäischer Verflechtungen ermöglicht und zugleich zeigt, welche Handlungsoptionen dem Monarchen und dessen Umgebung im Rahmen der polnisch-litauischen Mischverfassung zukamen.
Das über den Menschen hinaus erweiterte Akteurskonzept der ANT gilt vielen als epistemologische Provokation. Die Ansätze der ANT gehen jedoch weit darüber hinaus und lassen sich weder auf Geschichten vermeintlich zum Leben erweckter Objekte noch auf das Werk Bruno Latours reduzieren. Trotz der Analyse historischer Gegenstände durch einige Akteur-Netzwerk-Theoretiker bleibt die Historizität jedoch eine Art blinder Fleck des Ansatzes. Die Aufsätze des Bandes nehmen dies zum Anlass, um Möglichkeiten und Grenzen der ANT für die historiographische Praxis aufzuzeigen.
Hinter die Kulissen des Lebens Ludwigs XIV. schauen, eines Monarchen, mit dem sich so viele Klischees verbinden, und einen Eindruck vom „wahren“ Leben hinter dem roten Samtvorhang vermitteln – das will die Biographie von Sven Externbrink.
Ausdrücklich richtet sich dieses Buch nicht nur an Fachhistoriker, sondern bringt auch dem historisch interessierten Laien eine sehr ferne und fremde Epoche nahe. Dabei bricht die Biographie mit der traditionellen chronologischen Darstellung eines Lebens, beginnend mit der Geburt und endend mit dem Tod. Statt dessen blicken wir aus verschiedenen Perspektiven auf den Sonnenkönig – beginnend erstens mit seiner Person, zweitens mit dem Blick auf Zeitgenossen, Untertanen, Monarchie und Ludwigs Regierung, drittens auf Ludwig und Europa. Eingeschoben werden „Miniaturen“, in denen aus nächster Nähe Schlüsselereignisse seines Lebens thematisiert werden. Wie kaum ein anderer Monarch vor ihm in Europa hat Ludwig XIV. die Kunst in den Dienst der Monarchie gestellt. In der Person Ludwigs tritt dem Leser daher auch ein „Künstler“, und zwar ein „Schauspieler“ entgegen, der zeitlebens die Rolle des Königs gespielt hat, als Schauspieler auf der Bühne der Welt und des Lebens.
Westfalen war bis zur industriellen Revolution eine Landschaft der Klein- und Mittelstädte. Heinrich Schoppmeyers umfassende Darstellung bietet erstmals einen Überblick zu Entstehung und Wandel der über 200 Städte Westfalens von ihren Anfängen bis 1806.
Die Schilderung der breiteren historischen Zusammenhänge wird mit konkretisierenden Kapiteln zu einzelnen Städten verbunden. Zur Sprache kommen alle wesentlichen regional- und stadtgeschichtlichen Aspekte: der Gedanke der ständischen Freiheit für alle Stadtbürger, die Integration der westfälischen Städte in teils geistliche, teils weltliche Territorien und die Sonderstellung der Reichsstadt Dortmund, die städtische wirtschaftliche Basis und der Warenaustausch innerhalb Westfalens, die Vermittlungsfunktion zwischen dem Rheinland und dem Nord- und Ostseeraum sowie die spätere Bedeutung der westfälischen Städte als Hinterland des niederländischen Wirtschaftsraums.
Bis in die Gegenwart ist Katharina von Medici (1519 – 1589) eine sehr umstrittene Herrscherin geblieben. Nach dem Tod ihres Mannes Heinrich II. wurde sie im Alter von vierzig Jahren Regentin Frankreichs in einer Zeit eskalierender innerer und äußerer Krisen. Aus der religiösen Spaltung Frankreichs in Katholiken und Calvinisten (Protestanten) sowie aus sozialen und wirtschaftlichen Konflikten entstand eine Reihe blutiger Bürgerkriege. Katharinas Entscheidung, die politischen Anführer der französischen Protestanten – der Hugenotten – in der „Bartholomäusnacht“ von 1572 ermorden zu lassen, prägt bis heute ihr negatives Bild in vielen historischen Darstellungen, kann aber in der Rückschau als eine notgedrungene Präventivaktion gedeutet werden. Vor wie nach der „Bartholomäusnacht“ hielt Katharina an einer Politik des Ausgleichs politisch-konfessioneller Spannungen fest. Klaus Malettke zeigt, dass Katharina von Medici weder eine „diabolische“ noch eine „eisenharte“ Königin war. Macht und politischer Einfluss waren für sie unverzichtbare Instrumente, um die Krise der Monarchie und der Dynastie überwinden zu können. Sie erweist sich als eine für ihre Zeit erstaunlich modern und pragmatisch anmutende Frau und eine herausragende Persönlichkeit über ihre Epoche hinaus.