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Kants Aufsatz Mutmaßlicher Anfang der Menschengeschichte (1786) gehört auf dem Höhepunkt der Aufklärung zu einer Reihe von Versuchen, Offenbarungswissen vor dem Hintergrund rationalistischer Bibelkritik neu zu deuten. Die biblische Erzählung von Paradies und Sündenfall (Genesis 2–6) wird – in Auseinandersetzung mit Herder – in einem Übergangsfeld zwischen historischer Quelle, Mythos und „Roman“ verortet. Dabei deutet Kant den Sündenfall zur „felix culpa“ um: Erst die Vertreibung aus dem Paradies habe den Menschen von einem Instinkt- in ein Vernunft- und Verstandeswesen verwandelt. Erst der Sündenfall habe in ihm die Disposition, in freier Wahl über sein Leben und Handeln zu bestimmen, geschafft bzw. geweckt. Dieser Schritt in die Freiheit ist jedoch erkauft mit der Entlassung aus dem „Mutterschoße der Natur“, mit der Sorge um die Zukunft und der Furcht vor dem Tod. Kants Deutung von Genesis 2–6, an die Schiller mit seinem Essay Etwas über die erste Menschengesellschaft unmittelbar anschließen wird, zeigt die ambivalente Rolle des Offenbarungswissens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Einerseits setzt Kant zu einer historisierenden und profanierenden Lesart des Offenbarungstextes an, andererseits bewahrt er doch dessen zentrale Aussagen, indem er sie in das Feld der Ethik und Religionsphilosophie verschiebt. Der Sündenfall wird – dies kann der Blick auf die Religionsschrift Die Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft belegen – zur Strukturparabel des Handelns und gleichsam zum Mythos der praktischen Vernunft.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Entwicklung für den Arbeitsmarkt, für Berufsfelder und für Arbeitnehmer? Was wird aus den elementaren Errungenschaften des Sozialstaates? Es gibt weder eine soziale Absicherung noch tarifgebundene Löhne oder Arbeitszeitregelungen. Auch die gewerkschaftliche Organisation der Arbeitnehmer wird stark erschwert. Wie können gerechte Arbeitsbedingungen für diese Art von Arbeit aussehen und wie müssten sie gestaltet werden? Die vielschichtige Problematik der Digitalisierung der Arbeitswelt und speziell des Crowdworking wird diskutiert und Vorschläge zur Verwirklichung von mehr Gerechtigkeit auf dem (digitalen) Arbeitsmarkt vorgebracht.
Die kritischen, psychoanalytischen und poststrukturalistischen Einschnitte des 20. Jahrhunderts drängen und fordern. Ohne an Radikalität verloren zu haben, stoßen sie uns weiterhin durch unsere Wirklichkeitsverständnisse, gerade in Anbetracht aktueller Probleme von Subjekt und Gesellschaft. Es zwingt sich weiterhin ein Denken des Anderen auf – ein Denken im Antworten – im »Sich-verantworten« – im »Ver-antwortet-werden« – ein Denken, welches nicht in einer rein affirmativen Bewegung verbleibt und das Andere in einer imaginären Schließung verkennt. Dieses Buch versammelt verschiedenste kritische Beiträge, die diesem Drängen folgen und das Eigene eines Denkens des Anderen dafür selbst an die Grenzen zu führen versuchen.
Was verbindet Napoleon, Rosa Luxemburg, Flucht und Vertreibung, das Jahr 1989, Solidarnos´c´ und Kreisau? Oder Preußen, die Oder-Neiße-Grenze und Russland? Es handelt sich um (einige) deutsch-polnische Erinnerungsorte.
Erinnerungsorte sind keine topographischen Orte, sondern historische Bezugspunkte der kulturellen Identität einer Gesellschaft. Dies können Personen, Ereignisse oder historische Phänomene sein. Der hier erstmals angewandte bilaterale Ansatz der Erinnerungsforschung hinter-fragt nationale Vorstellungen und entwickelt neue vergleichende Perspektiven.
Deutsche und Polen teilen viele Erinnerungen, die jedoch unterschiedlichen Identitätsbedürfnissen in beiden Gesellschaften entsprechen. Die hier vorliegenden Essays über gemeinsame und geteilte deutsch-polnische Erinnerungsorte erlauben analytische Einblicke in die Erinnerungskulturen beider Länder, in ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Die deutsch-polnische Nachbarschaft bringt es mit sich, dass sich ohne die Kenntnis der polnischen Geschichte die deutsche und umgekehrt ohne die Kenntnis der deutschen die polnische Geschichte nur unvollkommen verstehen lassen.