Vorlaßtravestie – überwertiger Witz des Sichselbstüberlebens im Tode, zu Lebzeiten schon. Und so gewähre ich, wie ein VIP, Einsicht in die Intimitäten meines redigierenden Umgangs mit eigenen Texten auf Vortragseignung hin. Es darf – ausnahmsweise – gelacht werden.
Zu gewärtigen sind diesmal – in der etablierten Tradition der „Pathognostischen Interventionen“: • intellektuelle Außenbeziehungen (u.a. zu Beuys, zu Burckhardt); • Informationen zu lokalen Eigenveranstaltungen (z.B. über unser pathognostisches Kasuistikseminar); • eigene Vorträge nebst „Fortschreibungen“ (siehe: „Sinne und Krankheit“); • eigene Abhandlungen und Rezensionen (e.g. über Evolutions-biologie). „Interventionen“ sei weitherzig verstanden im Sinne von „gelegenheitlichen Äußerungen“. Die Grenzen zwischen „Revisionen und Präzisierungen“ sind gewiss fließend, verifizierbar insbesondere an den ausführlichen „Fortschreibungen“. Wie immer dient auch dieser Sammelband der Bekundung des weitverzweigten Entwicklungsstands der Pathognostik.
Es gibt in den vormaligen „Minora“ mehr als nur angerissene innovative Ausrichtungen, die deren erweiterte Neuauflage rechtfertigen. Und zwar: - die Brechung der psychoanalytischen Hermeneutik am genealogischen Raffinement von Kunst selbst, demonstriert hier insbesondere an konträren Kafka-Auslegungen; - die – nicht aber nur der Moderne vorbehaltenen – komplizierten Vorzüge der künstlerischen Selbstreferentialität, meiner zentralen, schwerpunktmäßig traumaperierenden, Ersinnung; - der ratifizierende Medialitätswiderschein des jeweiligen Stands der Dinge, die materialen Technologiependants zu diese testender Kunst: so die pathognostische Letztprämisse. Wertige Probleme doch genug, über die Vielfalt der in den „Minora“ angelegten Fährten hinaus, kunstphilosophisch weiter bedacht zu werden.
Es gibt plausible Gründe, „Taumel und Totenstarre“, veröffentlicht 1981, wieder aufzulegen. Und zwar, mehr in eigenhistorischer Rücksicht, als recht unikales Dokument meines universitären Prozedierens, besonders instruktiv in den den Vorlesungen angeschlossenen kolloquienartigen konfliktreichen Diskussionen. Sowie, im Sinne eines reminiszent späten innerfachlichen Monitums, der enormen französischen Philosophiekonjunktur, insbesondere der poststrukturalistischen Intellektualitäten darin, eventuell aktualisierend, eingedenk zu bleiben.
Themenstellung: Erste eigene intervenierende Schriftniederschläge aus unserer Neugründung „Assoziation Pathognostik 2014“, einer initialen „Propädeutik“ ebendort, unter dem Dachindex „Dingarkanum und Psychose“, über das Sitzen/den Stuhl, in Fortsetzung eines meiner psychosenphilosophischen Vorträge gleichen Titels. Diese Körperposition – das Sitzen –, mitsamt ihrer Prothetik – die Sitzgelegenheiten –, macht das Hauptsujet unserer meditativen Treffen, ausgeweitet zu pathognostischen Konsilien, Politeinlassungen zu aktuellen Terrorkatastrophen sowie zu Auszügen vorgängiger Psychosentraktaten meinerseits.
Nachträgliche Urszenen, nicht eo ipso trennscharf klassifiziert in philosophische, religiöse, politische und kunstbezogene, das sind memorial eingebrannte, in wechselnden Intensitätsgraden traumatische Begebenheiten der eigenen Lebensgeschichte, jeweils im historisch gesellschaftlichen konditionalen Kontext – hier der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg –, inklusive deren de-terminierenden, im Extrem pathogenen Konsequenzen. Je nach Abtragungsbedarf divers, erscheinen die einschlägigen Erschütterungen narrativ, vermischt mit theoretischen Meditationen und außenversierten Einlagen, schriftlich dargetan. Besonderen Dank an den Kollegen August Ruhs (Wien), der in seinem Vorwort zu den „Urszenen“, quasi eigenmimetisch an diese, fachliche Erfahrungen mit deren Autor, durchsetzt mit autobiographischen Theorieelementen, zur Lektüre des riskanten Opus einladend, skizziert.
Bereits der Titel der ersten „Repristinationen“, „Kapitalismus und Schizophrenie III“, zeigt an das weitläufige Aufklärungsinteresse, mein pathophilosophisches Hauptproblem, nämlich das Wechselverhältnis von extremer Psychopathologie und deren gesellschaftlich kulturaler Korrespondenzen, wiederaufzunehmen. Wozu sich der Referenztext, Sheridan LeFanus Vampirerzählung Carmilla, im Spiegel der vorgestellten Exegese, besonders eignet; dies sowohl in „autosymbolischem“ Betracht: der medialen Selbstdarstellung in der Folge der narrativen Inhalte, als auch, schwerpunktmäßig, im Aufschluß des Somnambulismus.
Der Verdacht auf Redundanz, in Anbetracht der zahl¬reichen vorgegebenen Paraphrasen zum Pathognostik-Begriff, der vermeintlichen Überflüssigkeit eines ganzen Buches dazu, mag sich zerstreuen angesichts des Interessenszuwachses für diese meine Psychoanalyse-Ausweitung, häufig reklamierend eine präg-nantere Bündelung der einschlägigen Prämissen. Vollends hinfällig aber wird der Redundanzsuspekt ob des obsekrativen Wesens meines Vorgehens, das quasi rituelle Wiederholungen ad infinitum, fortwährende Neuansätze im bewährten Alten, erforderlich werden läßt. Auf den Vortragstext zum Thema folgen exsolvente Großaus¬füh-rungen diesem entlang. Die betreffenden Inhalte ausmachen, inbe-grifflich, die kriteriale Objektivitätsekstatik, den Referenzvorrang von Kulturpathologie, die universelle Todestriebfundierung.
„Revival 3“ steht in der supplementierenden Sequenz meiner theoriedurchsetzten autobiographischen Versuche: "Revival 1" (Düsseldorf 1999), "Revival 2" (Essen 2/2015) und "Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen" (Essen 2015). Den zentralen Schwerpunkt bilden Auseinandersetzungen mit dem Überbleibsel meiner eigenen – unterdessen von mir quittierten – Gründung "Psychoanalyse und Philosophie e.V.", konzentriert um deren Vorstand, dessen – in außermoralischem Betracht von mir mithervorgerufenen – mit kleinianischen Mitteln aufklärbaren, permanent gegen mich gerichteten paranoischen Invektiven. Eine Art selbstzwecklicher Kritik ohne Alternative – paranoiagemäß.
Allfällig, immer noch, diese pathognostisch zentrale Intervention: Monitum, die vorausgehend kulturpathologische Zentralreferenz, sprich: Waffen, aller Krankheit auf des Subjekts/des Körpers Seite, als deren nachträglich nothaft ambige Usurpation, strictissime zu wahren. Und sich dergestalt – mit welchen Subversionsaussichten? – nackt der wieder freigegebenen Martialität aller Kulturperistatik auszusetzen. Unausbleiblich sodann, kulminativ das Probationsprivileg objektivierter – als solcher körperpathogen rückgepolter – Psychotik, in deren ausgewählten Varianten, eingesetzt je auf ihr horrendes Arkanum hin: ordinäre Gebrauchsgegenstände (Stühle, Tische), gehobene Medialitäten (Musik, Mode), selbst auch Pathologien, mitsamt ihren sensuellen Signalisierungen (Schmerz) (Psychosen, konversionshysterische Diarrhö, Konjunktivitis allergica).